Die schönste Stelle im Glaubensbekenntnis
- Jacqueline Hieronymus

- 3. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Okt.


Wenn wir sonntags gemeinsam das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen, klingt es wie ein vertrauter Rhythmus, der uns trägt. Die Worte sind vertraut, sie klingen in unseren Herzen nach – manchmal wie ein fester Anker, manchmal wie eine Melodie, die uns durchs Leben begleitet. Doch jeder hört andere Töne und jeder von uns betont darin etwas anderes.
Meine persönliche Lieblingsstelle ist „Ich glaube an den Heiligen Geist“. Diese Stelle bedeutet für mich, dass Gott mich immer wieder auf neue Wege führt, die ich vorher nicht gesehen oder anders betrachtet habe. Besonders in schwierigen Zeiten erlebe ich, wie der Heilige Geist mich stärkt und mir hilft. Ich habe Mitarbeitende und PresbyterInnen aus unserer Gemeinde gefragt: Was ist deine persönliche Lieblingsstelle – und warum? Ich habe mich in der Gemeinde umgehört …

Die ersten Wörter des Glaubensbekenntnisses „Ich glaube …“ sind für mich von zentraler Bedeutung für das gesamte Glaubensbekenntnis: diese Wörter setzen MICH an den Anfang, sie gehen von MIR aus: „Ich…“, obwohl ich nicht Mittelpunkt bin! Aber Glaube beginnt in jedem Menschen zunächst in sich selbst, wird nicht von „außen“ aufgedrückt!

Für mich ist die Stelle „Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche…“ im Glaubensbekenntnis am bedeutsamsten. Er erinnert mich jedes Mal aufs Neue daran, dass der Heilige Geist unter uns ist. Dass wir alle gemeinsam stehen, an etwas glauben und einen Glauben und Werte vertreten, die uns als Christ*innen verbinden. Dass wir als Gemeinschaft zusammen sind und der Heilige Geist immer in unserer Mitte steht, egal wie weit wir vielleicht voneinander entfernt sind.

Mich spricht folgende Stelle im Apostolikum besonders an: „Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben“. Dieser Satz gibt mir die Hoffnung, dass unser Leben und vor allem unsere Beziehung zu Gott mit dem Tod nicht enden. In Jesus hat Gott uns gezeigt, dass seine Liebe zu uns Menschen so stark ist, dass sie sogar den Tod überwindet. Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen. Und so glaube ich auch, dass all unsere geliebten Menschen, die schon gestorben sind, in Gottes ewigem Reich sind und wir irgendwann wieder vereint sein werden.

„Ich glaube an Gott, den Vater, den
Allmächtigen, den Schöpfer des
Himmels und der Erde.“ Dieser Satz hat
mir mein ganzes Leben geholfen und mir
sehr oft die Angst genommen.

„Die heilige christliche Kirche“ – das ist meine Lieblingsstelle im Glaubensbekenntnis. Früher, als ich noch katholisch war, habe ich „die heilige katholische Kirche“ gesagt.
Mir ist bewusst, dass das Wort „katholisch“ an dieser Stelle nicht die Katholische Kirche meint, sondern nichts anderes als das griechische Wort für „allgemein“ ist – nichtsdestotrotz stoße ich mich immer wieder daran. Seit meinem 18. Lebensjahr spreche ich „die heilige christliche Kirche“. Und genau das mag ich: Dieses „christlich“ schließt einfach alle ein, die zu Jesus gehören – egal ob katholisch, evangelisch, orthodox oder freikirchlich.
Es erinnert mich daran, dass wir eine große Familie sind, auch wenn wir manchmal unterschiedliche Traditionen haben.

Ich mag die Stelle „Ich glaube an ... den Schöpfer des Himmels und der Erde“. Sehr gerne bin ich draußen in der Natur und dann staune ich und bin dankbar, dass unser Schöpfer sie so wunderbar gemacht hat. Umso mehr müssen wir uns für ihren Erhalt einsetzen.

Mich fasziniert die Stelle „ich glaube … an die Gemeinschaft der Heiligen“ Die Gemeinschaft der Heiligen ist die Gemeinschaft der Menschen aus allen Zeiten und Orten, die Glaubenszeugen sind. Da fallen sicher zuerst beeindruckende und bekannte Namen wie Bonhoeffer ein, Theologen und Pfarrpersonen, aber das ist manchmal auch die eigene Oma, die einem Glauben vorgelebt und vermittelt hat.Die Gemeinschaft der Heiligen, das sind Menschen die Gemeinde formen, laut und leise, bequem und unbequem, das sind Menschen, die manchmal eine Herausforderung sind oder hilfesuchend ihre Hand zu uns ausstrecken, das sind Menschen, die vielleicht gar keine sichtbaren Berührungspunkte mit unserem
Leben haben. Wenn wir die Gemeinschaft der Heiligen bekennen, dann vertrauen wir darauf, dass Gott uns in ein Beziehungsnetz gestellt hat, das viel größer ist als wir es je überblicken oder erfassen
können, dann vertrauen wir darauf, dass wir morgen oder übermorgen zu jemandem aus tiefstem Herzen sagen können „Dich schickt der Himmel!“ den wir jetzt vielleicht noch gar nicht kennen.
So ist das Glaubensbekenntnis mehr als ein Ritual. Es ist wie ein Spiegel: Jede und jeder von uns entdeckt darin etwas anderes – Vertrauen, Kraft, Hoffnung, Staunen. Vielleicht nehmen wir uns heute einen Moment Zeit. Lesen wir das Glaubensbekenntnis – ganz langsam. Und fragen wir uns: Welches Wort, welcher Satz berührt unser Herz?
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