Buchlesung
- Marcel Mostert

- 4. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Okt.

Liebe Leser und Leserinnen,
als er 2023 von meinem Buch hörte, war W. Frentzen doch sehr erstaunt, dass ausgerechnet ich, die so früh von zu Hause weggegangen sei, ein Buch über ihre Kindheit in Otzenrath geschrieben hat.

Ja, gewusst habe ich es schon lange, wirklich begriffen erst spät, wie stark die ersten Jahre im Leben den Menschen prägen, doch dann wurde es zu einem Bedürfnis alles aufzuschreiben. Familie, Nachbarn, Bauern, Geschäftsleute, alles um die zwei Kirchen herum. Evangelisch oder katholisch sein und damit zu leben, entschieden über Zugehörigkeit und Umgang miteinander.
Utzeroder Platt oder "Zojetrocke ze sinn“, ärm oder rich, wenn enne üwer de Streng schloch, jeder wußte alles vom Andern. Jömmich neee… stöhnte die Oma, wenn ihr alles üwwer de Hootschnur jing. Der Abtritt wor om Hoff, sonntags gab es Riemchestaat und wir Kinder erlebten als Abenteuer, wenn wir Klingelmännchen spielen durften un Schnibbelskooch met Öllisch un Kruut us de Knorre, hätt zem Kriesche joot jeschmaat.

Ich bedanke mich sehr beim Geschichtsverein, Herr Behr und seinen Mitstreitern der met Utzerother Platt einen Orden verdient hat, und man verzeihe mir meine Schreibweise. Das Buch war mir eine große Unterstützung. Hermann-Josef Weidemann, war der der für Miteinander unter den Menschen sorgte ,vor und während der Umsiedlung, auch ihm sei gedankt. Mein Beitrag ist dieser:
Dem Schreiben voranging die Malerei, erst mit den Farben meines Vaters, mit denen er früher Fußboden Dielen, Anhänger und Stalltüren anstrich. Oder den Farben die ich auf dem Leufenshof und dem Sohns Hof fand.

Später folgten Collagen oft mit alten Tapeten aus Elternhaus und Häusern aus Otzenrath und den umliegenden Dörfern. Danach dann die Installationen und Objekte, mit denen ich das Verschwinden des Ortes und der Umgebung meiner Heimat verarbeitete. Das eindrücklichste Erlebnis war der Aufenthalt in der entweihten Evangelischen Kirche in der ich getauft, Kindergottesdienste erleben und kirchliche und religiöse Erfahrungen machen durfte. Mit der Kirchengemeinde war meine Familie väterlicherseits durch Glauben und Ämter eng verbunden. Dafür bin ich sehr dankbar.
Gisela W. hat während eines Treffens unseres Klompenzuges vor Jahren bei mir zu Hause gesagt," ich wäre schon anders drauf durch den Glauben. Ich konnte und wollte mich da nicht erklären. Damals fehlten mir die Worte. Bis ich dann, nachdem ich mich intensiv mit meiner Familiengeschichte beschäftigt hatte, alles endlich mit Worten herausfloss aus der Sicht des Kindes, dass ich damals war. Endlich löste sich dieses, "sich nicht richtig fühlen“, schon aus der frühen Kindheit aus mir heraus, durfte sichtbar werden. Die Freuden, die nicht gestellten Fragen, die "Achs und Wehs". Alles fand seinen Platz. In dem Buch.
Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere sich mit mir erinnern möchte. Es ist auch unser aller Kindheit. Die bisherigen Reaktionen sind von sehr sehr begeistert, sehr berührt, aber auch dieses Buch nicht lesen können oder wollen. Erinnern ist schön und aber auch manchmal schmerzlich. Meine Erfahrung ist, Zukunft braucht Erinnerung.
Eva Capelle begleitet mich musikalisch mit dem Klavier und auch mit Melodien und Kirchenliedern aus der Nachkriegszeit. Danach können wir uns austauschen. Vielleicht hat jemand noch alte Fotos aus den 50zigern und 60ziger Jahren? Ich freue mich mit Herzklopfen.
Margarete Schopen Richter oder auch Schopens Mahjreet
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